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Krankheiten: Melanom |
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Klassifikation nach ICD-10 | |
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C43 | Bösartiges Melanom der Haut |
ICD-10 online (WHO-Version 2006) |
Das maligne Melanom (von gr. μελας schwarz), auch schwarzer Hautkrebs (engl.: [malignant] melanoma) genannt, ist ein hochgradig bösartiger Tumor der Pigmentzellen. Er neigt dazu, früh Metastasen über Lymph- und Blutbahnen zu streuen und ist die am häufigsten tödlich verlaufende Hautkrankheit mit weltweit stark steigender Anzahl an Neuerkrankungen.
Neben dem hier behandelten Melanom der Haut (cutanes Melanom) gibt es auch Melanome der Schleimhäute, des Auges (Bindehautmelanom, Aderhautmelanom), des Zentralnervensystems und der inneren Organe.
Die Häufigkeit der Neuerkrankung (Epidemiologie) beträgt in Mitteleuropa etwa zehn auf 100.000 Einwohner pro Jahr, in Australien und den Südstaaten der USA liegt sie bei 3045 pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Am höchsten weltweit liegt sie in Auckland, der grössten Stadt Neuseelands.[1] Nach Angaben der Berliner Charité gibt es in Deutschland jährlich etwa 15.000 Fälle des malignen Melanoms. Etwas mehr als 2.000 Deutsche sterben daran. Als Todesursache ist das bösartige Melanom der Haut mit einem Anteil von etwa einem Prozent an allen Krebstodesursachen für beide Geschlechter und beide Teile Deutschlands selten.[2]
Etwa alle sieben Jahre verdoppelt sich die Zahl der an einem Melanom Erkrankten. Dies wurde früher in erster Linie auf Veränderungen der Freizeitgewohnheiten zurückgeführt. UV-Strahlung gilt als die wichtigste umweltbedingte Melanomursache.[3] Der Zusammenhang von Sonnenstrahlung und Krebshäufigkeit wurde erstmals von Eleanor Josephine Macdonald auf Basis des von ihr in den USA errichteten Krebsregisters nachgewiesen.
[T]rotz vieler Aufklärungskampagnen in den letzten zwei Jahrzehnten konnte das Schönheitsideal Braunsein = Gesundsein allerdings noch nicht ausreichend korrigiert werden, so dass trotz gestiegenen Gesundheitsbewusstseins die Zahl der Neuerkrankungen jedes Jahr weiter ansteige.[4]
Das Deutsche Krebsforschungszentrum sieht als wesentlichen Umweltrisikofaktor die exzessive Exposition gegenüber Sonnenlicht an. Daneben spiele der Hauttyp als endogener Faktor eine entscheidende Rolle. Die Suche nach möglichen beruflichen Risikofaktoren lieferte wie auch ernährungsepidemiologische Studien widersprüchliche Resultate.[5]
Es wurde wiederholt festgestellt, dass es erbliche Veranlagungen für ein höheres Melanomrisiko gibt. Personen, die eine hohe Anzahl von Nävuszellnävi haben und Träger von dysplastischen Nävuszellnävi sind, haben ein erhöhtes Risiko, im Lauf ihres Lebens an einem malignen Melanom zu erkranken. Etwa fünf bis zehn Prozent aller malignen Melanome treten familiär gehäuft auf.[6] Hier wird ein polygener Erbgang vermutet.
In der westlichen Hemisphäre ist das maligne Melanom der häufigste Krebs bei jungen Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Hellhäutige Menschen sind besonders gefährdet, im Vergleich zu ihnen beträgt die Erkrankungswahrscheinlichkeit dunkelhäutiger Menschen nur ein Sechstel.
Die Schutzwirkung von Sonnencremes wird sehr kontrovers diskutiert. Über die Verhinderung der Entstehung von Hautkrebs gibt es sehr widersprüchliche Studien. In einigen Studien wurden eher negative Auswirkungen bei der Anwendung von Sonnencremes festgestellt,[7] während in anderen Veröffentlichungen und Studien das Gegenteil behauptet wird.[8] Im Tiermodell wurde zwar eine eindeutige Wirkung von Sonnencreme zur Verhinderung der Ausbildung eines Spinalioms der Haut (ein Plattenepithelkarzinom) festgestellt, jedoch ist dies beim malignen Melanom und beim Basaliom nicht der Fall.[9]
In einer 2003 erschienenen Metastudie wurde kein Zusammenhang zwischen der Verwendung von Sonnencreme und der Zunahme von Erkrankungen an malignen Melanomen beim Menschen festgestellt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass in früheren Studien offensichtlich Fehler bei der Berücksichtigung von Konfundierungseffekten gemacht wurden und sie deshalb eine positive Korrelation zwischen der Benutzung von Sonnencreme und dem Auftreten von malignen Melanomen feststellten. Von Konfundierungseffekten spricht man, wenn das zu untersuchende Phänomen (hier die Zunahme an malignen Melanomen) von zwei oder mehr Bedingungen gleichzeitig beeinflusst wird. In den vorhergehenden Studien seien zudem neuere Sonnencremes mit einem Schutzfaktor grösser als 15, einem Schutz gegen UV-A-Strahlung und Wasserfestigkeit überhaupt nicht berücksichtigt worden. Die Autoren gehen davon aus, dass es Jahrzehnte dauern kann, um einen positiven Effekt zwischen dem Gebrauch von neueren Formulierungen von Sonnencremes und malignen Melanomen zu ermitteln.[10]
Es gibt weitere Risikofaktoren, die das Melanomrisiko steigern können. Hierzu zählt möglicherweise sogar ein gewisser Sonnenmangel. So bemerkten Forscher in Nordamerika und in Europa ein auffälliges Nord-Süd-Gefälle bei verschiedenen Krebsarten, das sich nur durch unterschiedliche Besonnung der Menschen erklären liess. Diesen Zusammenhang fand man für Brustkrebs, Prostatakrebs, Dickdarmkrebs, Ovarialkrebs und anscheinend auch für das Melanom und den Blasenkrebs.[11][12] Forscher bestätigten die Nurses′ Health Study, wonach auf jeden, der an sonnenbedingtem Hautkrebs gestorben ist, 30 Menschen kommen, die durch Vitamin D vor dem Krebstod bewahrt wurden.[13]
Eine Schlüsselrolle spielt hierbei offenbar das Vitamin D. 90 % des vom Körper benötigten Vitamin D werden durch UV-B-Bestrahlung in der Haut gebildet.[11] Erwachsene mit 25-OH-D3-Spiegeln über 20 μg/ml (im Blutserum) haben zum Beispiel ein dreifach reduziertes Risiko, am Dickdarmkrebs zu erkranken. Welche Blutspiegel von 25-OH-D3 optimal sind, bleibt allerdings noch zu klären.[11]
Warnsymptome des malignen Melanoms können die Vergrösserung, die Farbänderung sowie das Jucken von Leberflecken (von Leberflecken gehen 40 % der Erkrankungen aus) oder Veränderungen von Hautpartien sein, die pigmentiert sind (dunkler erscheinen). Bei dunkelhäutigen Menschen hingegen geht die Erkrankung meistens von Stellen aus, die weniger dunkel sind, wie zum Beispiel Schleimhaut oder Handfläche.
Treffen zwei der folgenden fünf Kriterien auf einen verdächtigen Pigmentfleck zu, wird in der Regel zu einer vorsorglichen Entfernung des Flecks geraten.
Es gibt vier wichtige Unterarten des malignen Melanoms, dazu eine selten auftretende Unterart
Diese Subtypen unterscheiden sich durch ihr Aussehen, die Art des Wachstums und ihre Metastasierungsneigung. Sie haben eine unterschiedliche Prognose. Da die Einteilung beim blossen Betrachten nicht unbedingt eindeutig ist, muss nach Entfernung eine histologische Untersuchung durchgeführt werden.
Das maligne Melanom metastasiert besonders aggressiv. Es wurde von Fällen berichtet, bei denen das maligne Melanom in andere bösartige Tumore metastasiert ist. Wegen dieser starken Metastasierungsneigung verbietet es sich auch, eine Gewebeprobe zu nehmen (Biopsie). Stattdessen muss die Veränderung vollständig und mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand entfernt werden.
Die häufigste Form des malignen Melanoms, das oberflächlich spreitende Melanom, wächst langsam (meist über einen Zeitraum von zwei bis vier Jahren) horizontal in der Hautebene und manifestiert sich als unregelmässig pigmentierter, unscharf begrenzter Fleck. Mittig können depigmentierte (helle) Inseln entstehen. Im späteren Stadium, nach etwa zwei bis vier Jahren, wächst das SSM auch in vertikaler Richtung, und es bilden sich Erhabenheiten. Bei Frauen findet sich das SSM häufig am Unterschenkel, beim Mann meist am Körperstamm. Es entsteht in der Regel jenseits des 50. Lebensjahrs.[6]
Beim nodulären malignen Melanom handelt sich um die aggressivste Form der malignen Melanome, sowie die Form mit der ungünstigsten Prognose. Es tritt gehäuft ab dem 55. Lebensjahr auf. Charakteristisch ist sein relativ schnelles vertikales Wachstum und seine frühzeitige Metastasierung über die Lymphe und das Blut. Es hat eine braune bis tiefschwarze Farbe mit glatter oder ulzerierter Oberfläche, die leicht blutet. Das noduläre Melanom kann aber auch amelanotisch sein, das heisst nicht mehr in der Lage, sein Melanin herzustellen. Es wird dann wie weiter unten beschrieben amelanotisches Melanom (AMM) genannt. Meistens tritt der Tumor am Rücken, an der Brust oder an den Extremitäten auf. Bei fehlender Melaninsynthese kann es häufig fehldiagnostiziert werden.[6]
Dem LMM geht eine Lentigo maligna voraus. Es wächst zunächst vor allem radial und horizontal. Erst nach bis zu 15 Jahren kann es auch vertikal wachsen. Sein Aussehen ist durch grosse, teils erhabene, unregelmässige Flecken gekennzeichnet. Zu 90 % sind die LMM im Gesicht lokalisiert, meist bei älteren Menschen ab dem 65. Lebensjahr. Es wächst recht langsam und erst nach Jahren vertikal, weshalb es eine relativ günstige Prognose hat.[6]
Das Aussehen des akrolentiginösen Melanoms ähnelt dem Aussehen des LMM, es wächst aber deutlich schneller und aggressiver. Meist ist dieser Tumor an den Handflächen bzw. Fusssohlen, aber auch unter den Nägeln lokalisert. Er tendiert zu Blutungen und kann, wenn er sich unter einem Finger- oder Fussnagel befindet, zur Nagelablösung führen. Dieser Melanomtyp trifft bevorzugt dunkelhäutige Menschen. In Afrika und Asien stellt es den Hauptanteil an Melanomdiagnosen.[6] Bob Marley ist an solch einem Melanom gestorben.
Das amelanotische Melanom entspricht in etwa dem NMM, wobei jedoch wegen der Entartung der Zellen kein Pigment mehr gebildet wird. Dies macht es besonders tückisch, weil es oft erst sehr spät entdeckt wird; dann liegen oft schon Metastasen vor. Amelanotische Melanome können sehr untypisch aussehen.
Ein erfahrener Facharzt für Allgemeinmedizin oder ein Hautarzt können meist durch Sichtung der verdächtigen Hautpartie feststellen, ob es sich um ein malignes Melanom handelt oder nicht. Im Zweifelsfall wird das verdächtige Hautareal im Ganzen (in toto) mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Kleinere Gewebeproben entnimmt man nicht, da die Gefahr einer Streuung des Tumors über die Blutbahn oder die Lymphe zu gross wäre.
Mit Hilfe der Autofluoreszenz der Haut ist es möglich, eine zuverlässige Diagnose in einem frühen Stadium zu stellen. Dabei wird die Haut mit infrarotem Laserlicht in kurzen Impulsen bestrahlt. Das Melanin-Molekül absorbiert zwei der Photonen und fluoresziert im roten oder blau-grünen Spektralbereich. Anhand der Farbe kann eine Entscheidung über die Bösartigkeit des untersuchten Pigmentfleckes getroffen werden.[14]
Kriterien zur Prognose und Therapie liefern die Stadien der TNM-Klassifikation, die Tumordicke (nach Breslow), die Ulzeration des Tumors, die Eindringtiefe (Clark-Level), der Subtyp (beispielsweise LMM hat eine bessere Prognose als AMM), die Tumorlokalisation und das Geschlecht (Männer haben eine schlechtere Prognose). Keinen Einfluss auf die Prognose hat die Dunkelheit oder Helligkeit des Melanoms. Hiervon ausgenommen ist das amelanotische Melanom, das eine schlechte Prognose besitzt.
Bei einer frühen Diagnose und Behandlung steht die Chance einer Heilung gut. Insbesondere bei In-situ-Melanomen, also bei Melanomen, die die sogenannte Basalmembran die Begrenzung zwischen Epidermis (Oberhaut) und Dermis (Lederhaut) noch nicht durchbrochen haben, liegt das Metastasierungsrisiko bei 0 %. Die meisten Melanome sind in diesem Stadium bereits erkennbar.
Bei dünnen Melanomen (vertikale Tumordicke kleiner als 0,75 mm) liegen die Heilungschancen bei etwa 95 Prozent. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate (= Anteil Patienten, die fünf Jahre nach Feststellung der Krankheit noch leben) ist abhängig vom Stadium der Ausbreitung des Krebses:
Das Melanom kann in unterschiedlichste Organe metastasieren, bevorzugte Zielorgane wie bei anderen Tumoren (etwa Kolonkarzinom → Leber) gibt es nicht. Häufig sind wie bei allen Krebsarten Metastasen in der Leber, in der Haut, in der Lunge, im Skelett und im Gehirn. Dabei beeinflussen gerade Leber- und Hirnmetastasen die Prognose ungünstig, während Melanommetastasen in der Lunge erfahrungsgemäss eher langsam an Grösse zunehmen. Die Ursache für diese klinische Beobachtung ist noch nicht bekannt. Typischerweise metastasiert das maligne Melanom ausserdem häufig in das Herz. Herzmetastasen vom malignen Melanom gehören zu den häufigsten der ansonsten seltenen, bösartigen Herztumoren.[15] Etwa 4060 % der Herzmetastasen haben ihren Ursprung in einem malignen Melanom.[16]
Nur eine frühzeitige und vollständige Entfernung eines Melanoms kann zur Heilung führen. Abwarten, ob aus Nachlässigkeit oder Angst, verschlechtert die Aussichten wesentlich. Deswegen sind Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungsmassnahmen gerade bei besonders gefährdeten Menschen wichtig.
Die wichtigste Therapieform ist die chirurgische Entfernung des Primärtumors. Hierbei sollte der Tumor stets als Ganzes entfernt werden. Biopsien werden bei Verdacht auf ein malignes Melanom nicht entnommen, um eine Streuung in die Blutbahn und/oder die Lymphflüssigkeit zu vermeiden. Bei der Entfernung sollte auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand geachtet werden. Dieser beträgt je nach Tumordicke 1 oder 2 cm; ausserdem sollten alle Hautschichten unter dem Tumor bis auf die Muskelfaszie entfernt werden. Bei Melanomen im Gesicht oder an den Akren kann man statt der Einhaltung eines grossen Sicherheitsabstandes auch eine Exzision mit mikroskopisch-kontrollierter Chirurgie durchführen, bei der mittels Schnittrandkontrolle unter dem Mikroskop eine vollständige Entfernung im Gesunden sichergestellt wird.
Eine Reihe von Forschern schlägt vor, den Wächterlymphknoten zu identifizieren und histologisch zu untersuchen, da dadurch in einem Teil der Fälle das generelle Entfernen von Lymphknoten überflüssig werde.[17]
In späteren Stadien, wenn der Tumor bereits Metastasen in Haut, Lymphknoten und inneren Organen gebildet hat, ist die Chance auf eine Heilung gering. Hier werden eine ganze Reihe von Therapiealternativen angewendet und erprobt, die in der Regel nur eine zeitweilige Besserung bieten, jedoch meist keine Aussicht auf Heilung haben. Hierzu gehören die Chemotherapie mit DTIC oder Fotemustin, eine Immuntherapie mit Interferon, eine Impftherapie mit antigenpräsentierenden Zellen, chirurgische Eingriffe zur Verringerung der Tumormasse oder eine Strahlentherapie. Neue Therapieansätze beruhen auf der Blockade molekularer Prozesse in der Signaltransduktion der Zelle: Es gibt erfolgversprechende Studien über eine Kombination eines klassischen Chemotherapeutikums mit b-raf-Kinase-Inhibitoren wie beispielsweise Sorafenib.
Wenn jemand bereits einmal an Hautkrebs erkrankt war, sind regelmässige Nachuntersuchungen unbedingt notwendig. Bei Hochrisiko-Melanomen sollte eine zusätzliche Chemo- oder Interferontherapie durchgeführt werden.
Spätmetastasen und CUP (Cancer of Unknown Primary, unbekannter Primärkrebs) sind beim malignen Melanom häufig.
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