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Körper: Bauchspeicheldrüse

Topografische Beziehungen des Pankreas
Topografische Beziehungen des Pankreas

Das Pankreas (gr. pan = alles, kreas = das Fleisch) oder die Bauchspeicheldrüse ist ein quer im Oberbauch liegendes Drüsenorgan des Menschen und der höheren Tiere, das Verdauungsenzyme und Hormone produziert.

Anatomische Lage und Aufbau

Das Pankreas ist ein ca. 14–18 cm langes, 3–4 cm breit und 1–2 cm dick, ca. 50–120 g schweres, keilförmig gebautes Organ, das in unregelmässige Läppchen unterteilt ist. Es liegt im Retroperitonealraum, also hinter dem Bauchfell, zwischen Magen und den grossen Bauchgefässen (Aorta und untere Hohlvene) auf Höhe des 2. Lendenwirbelknochens, quer zur Wirbelsäule, zwischen Milz und Leber. Das Pankreas steht in enger Beziehung zum Zwölffingerdarm, der den Pankreaskopf umfasst. Es ist kaum atemverschieblich.

Pankreas und Zwölffingerdarm Die Gallengänge und die Papille sind freipräpariert. (Quelle: Gray's Anatomy)
Pankreas und Zwölffingerdarm
Die Gallengänge und die Papille sind freipräpariert. (Quelle: Gray's Anatomy)

Die Bauchspeicheldrüse wird unterteilt in

  • Kopf (Caput) als dickster Teil der Bauchspeicheldrüse, rechts der Wirbelsäule,
  • Körper (Corpus)
  • Schwanz (Cauda), der bis zur Milz reicht.

Aufgrund seiner Funktion als Verdauungsdrüse besitzt das Pankreas einen oder mehrere Ausführungsgänge (tierartlich verschieden), die gemeinsam mit dem von Leber und Gallenblase kommenden Hauptgallengang (Ductus choledochus) oder nahe diesem in einer warzenförmigen Erhebung - der sog. Papilla duodeni major (auch Vatersche Papille) - in den Zwölffingerdarm münden. Der Hauptausführungsgang (Ductus pancreaticus, Wirsung-Gang) ist etwa 2 mm weit und nimmt die aus den Pankreasläppchen führenden kurzen, senkrechten Zuflüsse auf. Meist ist ein weiterer Pankreasgang vorhanden, der Ductus pancreaticus accessorius, der über die Papilla duodeni minor in das Duodenum mündet.

Entwicklung

Beim Embryo entwickelt sich die Bauchspeicheldrüse aus zwei entodermalen Knospen des Duodenums, also des Vorderdarms, wobei sich die vordere im ventralen Mesenterium in nächster Nähe zum Gallengang, die hintere im dorsalen Mesenterium, das hier somit als Mesoduodenum bezeichnet wird, bildet. Die hintere Anlage wächst als Pankreasschwanz weiter in das Mesogastrium vor, das in diesem Bereich mit der 90°-Drehung des Magens um seine Longitudinalachse nach links ausgezogen wird und sich dann mit seinem rückseitigen - vormals der linken hinteren Seite - an die hintere Leibeswand anlegt, was schliesslich nebst der Bildung der Bursa omentalis dazu führt, dass beide Peritonelablätter - ursprünglich linksseitige viscerale Auskleidung des Pankreas und parietale Auskleidung der linken Leibeswand - miteinander verschmelzen. Damit liegt das Pankreas also zunächst innerhalb der Leibeshöhle und kommt erst sekundär retroperitoneal zu liegen. Aus der vorderen Anlage des Pankreas entsteht im Übrigen dessen Processus uncinatus.

Embryonale Entwicklung der Drüsenausführungsgänge: Der Hauptausführungsgang wird aus dem distalen Anteil - also dem vom Darmrohr entfernteren Anteil - der hinteren Bauchspeicheldrüsenanlage und vom gesamten Gang der vorderen Anlage gebildet. Der direkt in das Darmrohr mündende Anteil - der proximale Teil - der vorderen Anlage verlötet (obliteriert) in der weiteren Folge oder bleibt als Ductus pancreaticus accessorius bestehen.

Funktion

Das Pankreas als exokrine Drüse

Als exokrine Drüse ist das Pankreas eine rein seröse Drüse und die wichtigste Verdauungsdrüse des Menschen. Sie produziert täglich ca. 1,5 l Sekret. Ihre Acinarzellen werden durch die Hormone Sekretin und Pankreozymin ( = Cholezystokinin ) zur Abgabe des Verdauungssaftes (auch als Pankreassaft bezeichnet) angeregt. Die Zusammensetzung des Pankreassekrets hängt von der Art der aufgenommenen Nahrung ab. Es enthält die Vorstufen eiweissspaltender Enzyme (Trypsinogen, Chymotrypsinogen, Carboxypeptidase), das zuckerspaltende Enzym α-Amylase und das der Fettspaltung dienende Enzym Lipase. Viele Enzyme liegen bei der Produktion in der Drüse in einer inaktiven Form vor. Um eine Selbstverdauung des Organes zu vermeiden, werden sie erst am Wirkort (dem Dünndarm) durch limitierte Proteolyse wirksam.

Das Pankreas als endokrine Drüse

Neben dieser exokrinen Drüsenfunktion werden vom endokrinen Drüsenanteil auch Hormone direkt ins Blut abgegeben: Ungefähr 2 % der Zellen sind inselförmig zusammengefasst und werden somit als Langerhanssche Inseln bezeichnet. Diese sind über das ganze Pankreas, hauptsächlich aber über den Körper und den Schwanz des Pankreas, verteilt. Sie bestehen aus langerhansschen Zellen und sind für die Produktion der Pankreashormone zuständig, wobei in den A-Zellen Glucagon, in den B-Zellen Insulin, in den D-Zellen Somatostatin sowie den PP-Zellen das Pancreas Poly Peptid synthetisiert wird. Insgesamt befinden sich circa eine Million Inseln in einem gesunden Pankreas. Als endokrine Drüse ist das Pankreas sehr gefässreich!

Erkrankungen

  • akute und chronische Pankreatitis
  • Pankreaskarzinom
  • Pankreaspseudozysten
  • Pankreasinsuffizienz (endokrin und/oder exokrin)
  • Fehlbildungen des Gangsystems
  • Pankreasegel
  • Mukoviszidose
  • Mumps, oft im Erwachsenenalter

Untersuchungsmethoden

Die Vorgeschichte und der körperliche Untersuchungsbefund ergeben bereits Hinweise auf das Vorliegen einer Pankreaserkrankung. Zur Erkennung einer Pankreatitis hat sich die laborchemische Bestimmung der Lipase im Blut bewährt. Alternativ kann die Amylase im Serum bestimmt werden. Sie ist jedoch nicht so spezifisch und sensibel. Zur Erkennung von Tumoren der Bauchspeicheldrüse sollten bildgebende Verfahren wie der Ultraschall, die Computertomografie, die Magnetresonanztomografie sowie die ERCP genutzt werden. Als brauchbarer Tumormarker hat sich das Ca 19-9 bewährt. Auch Pankreaspseudozysten, Pankreassteine oder Pankreasverkalkungen können am besten mit den obigen bildgebenden Verfahren erkannt werden.


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